In der mehrteiligen Serie „Mein erstes mal“ habe ich im letzten Beitrag über meinen persönlichen „Moon Moment“ geschrieben, also die Phase, in der ich plötzlich sehr viel Geld durch Kryptowährungen verdient habe. Im 2.Teil des Moon Moment Beitrags geht’s nun darum, was ich aus dieser damals aufregenden Zeit mitgenommen habe. Die Erfahrungen und Gedanken sind ganz persönliche, meine Learnings müssen also logischerweise nicht auf andere Personen zutreffen. Los geht’s.
1. Geld an sich macht nicht glücklich
War ich zu dem Zeitpunkt, als mein Depot den Höchststand erreicht hat, glücklicher als die Wochen oder Monate davor? Nein. Es haben ja schon einige Studien bewiesen, dass ab einer gewissen Grenze mehr Geld nicht einfach glücklicher macht. Ich war und bin in der glücklichen Lage, einen guten bezahlten Job zu haben und so fehlte es mir nie an grundlegenden materialistischen Dingen. Ich konnte mir also auch schon vor meinem „Moon Moment“ zum Großteil alles leisten, was ich wollte. Natürlich, eine Wohnung hätte ich mir nicht ohne Kredit leisten können, der Kryptogewinn hätte mir also geholfen, gar keinen oder weniger Kredit aufnehmen zu müssen. Aber erstens, musste ich nicht unbedingt eine Wohnung kaufen und zweitens bin ich nicht sicher, ob die einfache Tatsache, weniger Kredit aufnehmen zu müssen schon reicht, um glücklicher zu sein. Mehr (theoretisches) Vermögen zu haben, hat mich also damals nicht einfach glücklicher gemacht.
2. Der Weg ist das Ziel
Und ich denke, das liegt daran, dass das Schöne am Geld verdienen nicht das Geld selbst ist (also der Besitz), sondern der Weg zum Vermögen: Hart zu arbeiten. Das Lösen von Problemen. Kreativ sein zu müssen. Dinge umzusetzen. Geld bzw. Vermögen ist quasi das Ergebnis von all den Aktivitäten davor. Oder anders: Der Erreichung des Gipfels kann man mehr zelebrieren, wenn man den steilen Weg nach oben zu Fuß gegangen ist und nicht mit der Seilbahn gefahren ist. Wenn man über Nacht zu viel Geld kommt, sei es durch einen Lottogewinn, durch einen Mooncoin oder sonst einen zufälligen Umstand, macht das aus meiner Sicht nicht glücklich. In meinem Fall kann ich sagen, ich habe die Monate und Jahre vor meinem Moon Moment viel Zeit investiert, um die Coins zu finden, von denen ich überzeugt war. Die Zeit des Recherchierens, des Weiterbildens, der viele Austausch mit Community Mitgliedern: Diese Arbeit war für mich schöner, als das bloße Absitzen und Warten, dass eine Zahl im Depot steigt. Und so bin ich überzeugt, dass ohne Fleiß der Preis nicht mal halb so glücklich macht.
3. Die Frage nach dem Sinn
An manchen Tagen habe ich so viel Geld verdient, wie ich in einigen Monaten durch meinen normalen Job nicht bekomme. Und da ist es aus meiner Sicht nur logisch, dass man hinterfragt, warum man seiner täglichen Arbeit eigentlich nachgeht? Wenn Geld als Motivation komplett wegfällt, will ich den Job trotzdem machen? Zumindest ich stellte mir die Frage zum Höhepunkt meines Depots nicht nur einmal. Wenn ich finanziell frei bin, was mache ich dann mit dieser Freiheit? Will ich weiterhin 8h am Tag im Büro sitzen? Will ich weiterhin 8h am Tag meiner bisherigen Tätigkeit nachgehen? Erfüllt mich diese? Macht sie mich glücklich? Auch wenn mein Vermögen wieder stark gesunken ist, die Frage nach dem „Sinn“ lässt mich seit damals nicht mehr los. Geld als Motivation für einen Job hat für mich seit meinem Moon Moment jedenfalls stark an Priorität verloren.
4. Die Gier ist ein Hund
Irgendwie ist es ein Paradoxon. Ich komme sehr plötzlich zu sehr viel Geld und anstatt damit zufrieden sein, will ich immer noch mehr haben. Was die letzten Tage von 50.000 € auf 100.000 € gestiegen ist, kann ja auch auf 200.000 € steigen. Summen, von denen ich die Tage zuvor nicht mal zu träumen wagte, scheinen plötzlich ganz normal. Ich merke, je größer die Summen, desto eher steigt die Gier. Ich hatte mich selbst dabei ertappt, wie ich immer noch mehr wollte. Das war für mich wohl eines der wichtigsten Learnings aus meinem Moon Moment. Man muss demütig bleiben und darf auch mal Gewinne mitnehmen. Auch wenn der Zinseszins bei großen Summen erst so richtig einschlägt (10 % von 500.000 € sind nun mal deutlich mehr als von 10.000 €), so muss man doch eine gesunde Mischung aus „Investiert bleiben“ & den Zinseszins weiterarbeiten lassen und „Gewinne mitnehmen“ finden. Die Challenge hier ist, Gewinne nicht zu früh mitzunehmen, um den Zinseszins nicht schon im Vorfeld zu unterdrücken. In gewisser Weise muss man hier das berühmte Market timing schaffen.
5. Wichtige Dinge kann man mit Geld nicht kaufen
Und so bleibt nach einer spannenden Zeit mit Hoch und Tiefs des Depots die Erkenntnis zurück, dass man die wirklich wichtigen Dinge im Leben nicht mit Geld kaufen kann: Freunde, Familie, Gesundheit. Denen war und ist egal, wie hoch mein Kontostand war. Ich habe nicht mehr oder weniger Freunde, nur weil ich mehr Geld habe. Meine Familie mag mich nicht mehr oder weniger, nur weil ich mehr (und wieder weniger) Geld habe. Mein Körper und Geist fühlen sich nicht über Nacht gesünder und fitter an, nur weil ich mehr Geld habe. Teilweise schafft mehr Geld genau in diesen Lebensbereichen sogar mehr Sorgen und Probleme als „Lösungen“. Welche Verpflichtungen kommen mit sich, wenn man Vermögen hat? Wie schafft man es, sein Vermögen zu bewahren?
Und so bleibt nach meinem ersten Moon Moment die Erkenntnis zurück, dass es doch wieder mal die Binsenweisheiten sind, die zutreffend sind. Jedenfalls hoffe ich, dass ich es im nächsten Bullrun wieder zu meinen persönlichen Moon Moment schaffe. Und ich bin sicher, dass ich dann umso besser vorbereitet sein werde, als beim letzten Mal.
Wie geht´s euch damit? Seid ihr schon mal plötzlich zu viel Geld gekommen? Was hat sich dadurch für euch verändert? Lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen.
Ciao!
Johannes