Geduld

Ein altes Sprichwort sagt, Geduld ist eine Tugend. Und damit wird es mal wieder Zeit für einen philosophischeren Text. In diesem Blogeintrag wird sich alles um das Thema Geduld drehen und warum diese Fähigkeit nicht nur in der Finanzwelt eine wichtige Rolle spielt. Let´s go.

Wenn man Wikipedia fragt, was Geduld bedeutet, bekommt man folgende Antwort: Geduld bezeichnet die Fähigkeit zu warten oder etwas zu ertragen. Als geduldig erweist sich, wer bereit ist, mit ungestillten Sehnsüchten und unerfüllten Wünschen zu leben oder diese zeitweilig bewusst zurückzustellen.

Puh. Das klingt in unserer schnelllebigen Zeit, in der scheinbar alles sofort verfügbar ist, nach einem nicht sehr erstrebenswerten Zustand. Auf etwas warten müssen? Ungestillte Sehnsüchte? Wer will das heutzutage noch? Warten hat doch so ein Gefühl von „toter Zeit“. Es passiert nichts, es ist langweilig. Deswegen, Handy raus und ablenken. Am WC, in den Öffis, vorm Einschlafen, nach dem Aufstehen. Man will unterhalten werden.

Wenn man etwas mehr darüber nachdenkt, merkt man erst, in wie vielen Lebensbereichen sich schnell eine Ungeduld breit macht. Eine Serie fesselt nicht nach der ersten Folge? Nächste Serie muss her. Meine Pizzabestellung ist nicht nach 30 Minuten da? Hallo Kundenservice. Ein Date lässt nach dem ersten Treffen keine Schmetterlinge im Bauch fühlen? Ist wohl doch nix. Die nächste U-Bahn kommt in 10 Minuten? Kann man gleich zu Fuß gehen. Ich könnte noch unzählige Beispiele anführen.

So sehr unsere effiziente Gesellschaft dafür gesorgt hat, immer produktiver zu werden, desto mehr habe ich das Gefühl, dass die Fähigkeit der Geduld immer mehr darunter leidet. Dabei liegt aus meiner Sicht viel mehr dahinter, als nur geduldig zu sein. Es geht um den Prozess, seine Bedürfnisse zu befriedigen. Vorfreude ist doch die schönste Freude, um bei Sprichwörtern zu bleiben. Aber eine ständige Verfügbarkeit (oder noch schlimmer, das Gefühl der ständigen Verfügbarkeit), lässt die Zeit vom Wunsch bis zur Befriedigung immer kürzer werden. Und wird die Zeit dann doch länger als geplant, wird das als extrem unbefriedigend wahrgenommen.

Schwenken wir zur Geldanlage. Kaum jemand muss geduldiger sein, als Anleger am Kapitalmarkt. Erfolg hängt dort ganz stark damit zusammen, wie lange man es schafft, investiert zu sein und zu bleiben. Oder anders gesagt, geduldig zu sein. Es geht nicht darum, wer klüger ist oder wer mehr kauft und verkauft. Nein, wer es schafft, einfach NICHTS zu tun, der wird langfristig erfolgreich sein. Nichts tun heißt in dem Fall, in den schwierigen Börsenphasen nicht die Nerven zu verlieren und sein Kapital auch dann im Markt investiert zu lassen, wenn die Kurse fallen.

Nichts tun entspricht nicht unserem Zeitgeist. Wer nichts macht, ist faul. Oder fühlt sich selbst faul. Oder langweilig. Ich bin der Meinung, wir müssen uns mehr entschleunigen. In der Entschleunigung liegt der Genuss. Und die Freude auf die kleinen Dinge. Ich persönlich versuche meine Screenzeit am Handy zu reduzieren. Und ich muss gestehen, es fällt mir nicht leicht. Es sind Gewohnheiten, die sich über Jahre ausgeprägt haben. So wie die Ungeduld bei verspäteten Öffis oder wenn an der Supermarktkassa mal wieder gar nichts weitergeht.

Abschließend bin ich der Meinung, dass es eine wichtige Zutat braucht, um geduldig sein zu können: Vertrauen. Ein Vertrauen darin, dass die Dinge gut laufen werden. Oder anders ausgedrückt: es braucht Optimismus. Darin, dass die Serie nach der 5. Folge doch besser wird. Dass das 2. Date doch Schmetterlinge erzeugt. Oder, dass die Pizza eh noch heiß ankommt. Anleger sind optimistische Menschen, die an eine rosige Zukunft glauben. Wer nicht an eine schöne Zukunft glaubt, wird sich sehr schwer tun, langfristig zu denken und anzulegen. Er oder sie wird sehr wahrscheinlich bei der ersten Krise abspringen.

Geduld ist eine Tugend, eine Fähigkeit. Und wie alle anderen Fähigkeiten kann man diese lernen. Der Kapitalmarkt ist dabei wohl einer der schwierigsten Orte, um Geduld zu lernen. Aber wer es hier schafft, der wird langfristig nicht nur ein Vermögen aufbauen, sondern auch im Alltag entspannter zur Sache gehen.

Bleibt optimistisch!

Ciao!

Johannes

PS: In meinem letzten philosophischen Artikel ging´s um die Lösung, die keiner braucht.

Foto von Aaron Burden auf Unsplash

1 Kommentar zu „Geduld“

  1. Hallöchen Jochen ^^

    Freue mich immer wieder aufs Neue wenn es was von dir zu lesen gibt. Zum Thema Entschleunigung kann ich auch eine kleine Anekdote von mir zum Besten geben 😂 erst letztes Wochenende war ich beim Bäcker um die Ecke Samstag morgens um Stullen zu besorgen. Die Schlange reichte bis vor die Türe der Bäckerei. Während viele Kunden nicht die Geduld hatten zu warten und wütend den Laden verließen blieb ich standhaft. Als ich an der Reihe war und Stullen bestellen wollte, wurde mir erst bewusst dass ich nicht bei einer Bäckerei anstand, sondern vor einem Fleischhauer xD ^^ die Moral von der Geschicht: wenn das Leben dir mettbrötchen anbietet, dann greife beherzt zu. Stullen gibts dann wohl wieder ein anderes mal. Oder wie meine Frau immer sagt: Notti, du bist ein wahrer Salzgurkensammler im Erdbeerbeet. XD

    In diesem Sinne
    Alles Liebe
    Alles Gute
    Peace
    love
    Harmony

    Dein Gernot (Notti) ^^

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